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Die Gamification der Streitkräfte

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Damit hat niemand gerechnet: Am 24. Februar 2022 bricht in Europa ein heißer Krieg aus. Er stellt die Bundeswehr vor ganz neue Herausforderungen: Wie sieht eine Streitkräfte- und Fähigkeitsentwicklung aus, wenn der Ernstfall in Europa statt im Ausland eintritt? Wie können Systeme wie das zukünftige FCAS mit seinen technologisch hochgerüsteten Kampfjets und autonomen Wingmen taktisch klug eingesetzt werden, wenn der Gegner einen Abnutzungskrieg wie im letzten Jahrhundert führt oder massenhaft billige bewaffnete Drohnen einsetzt?

bei der verteidigung ist die taktik ausschlaggebend

„Die Herausforderung für die Verteidigung sind Angriffsmuster, die in zahlreichen Kombinationen auftreten. Deshalb genügt es nicht, Systeme nur für die Verteidigung gegen bewaffnete Drohnenschwärme zu bauen, wenn tatsächlich ein anderes feindliches Waffensystem, das im Hintergrund mit Informationen von Drohnen versorgt wird, die eigentliche Bedrohung darstellt. Für diese vielen unterschiedlichen Angriffsvektoren trainieren wir taktische KI, die – im GhostPlay-Simulator – zu den besten verfügbaren Abwehrmaßnahmen greift und demonstrieren soll, womit wir rechnen müssen, was möglich ist und wo Fähigkeitslücken auftreten, aber auch, was uns beim Verhalten von taktischer KI auf dem Schlachtfeld nicht gefällt“, sagt Christian Brandlhuber, Chefentwickler von GhostPlay und CTO und Mitgründer von 21strategies.

 

Bis Ende 2024 will das GhostPlay-Konsortium, das von Prof. Dr. Gary Schaal, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, geleitet wird und dem HENSOLDT, führendes Sensorunternehmen, als Generalunternehmer, 21strategies als KI-Spezialisten sowie der Politikberater Dr. Heiko Borchert angehören, für die Bundeswehr den KI-Simulator GhostPlay bereitstellen, mit dem taktische KI smarte und überraschende Angriffe simuliert, gegen die sich ein Verteidiger zur Wehr setzen soll.

 

„Dieses sogenannte Non-traditional Red Teaming mit GhostPlay lässt sich am besten mit DeepMinds AlphaGo oder AlphaStar vergleichen, nur dass taktische KI für Spiele leichter zu trainieren ist als für das reale Leben. Denn anders als bei millionenfach online gespielten Spielen liegen aus dem Gefechtsfeld keine massenhaften digitalen Trainingsdaten für KI vor. Außerdem ist ein Gefecht ein komplexes-dynamisches System, in dem sich Regeln jederzeit ändern können“, erläutert Prof. Yvonne Hofstetter, CEO und weibliche Mitgründerin von 21strategies.

Erste Ergebnisse taktischer KI beim GhostPlay Demo Day 2023

Beim ersten GhostPlay Demo Day am 25. Januar 2023 in Berlin diskutieren das GhostPlay-Konsortium mit Vertretern der Bundeswehr und des Verteidigungsministeriums, mit Abgeordneten des Deutschen Bundestags und der Zivilgesellschaft den aktuellen Stand der GhostPlay-Entwicklung. Impulse geben General Dr. Ansgar Rieks ("Was die Bundeswehr von KI erwartet“), General Michael Vetter ("Warum das dtec.bw-Projekt 'GhostPlay' für die Entwicklung der Streitkräfte wichtig ist!") und der evangelische Militärbischof em. Dr. Sigurd Rink ("Innere Führung und KI"). Erstmals gezeigt wird die Filmreportage "GhostPlay“ des österreichischen Filmemachers Heimo Aga aus dem Jahr 2022.

 

Abgerundet wird das Plenum mit einem Panel, an dem unter anderem Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MdB, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses), Janusz Reiter (Botschafter a. D. der Republik Polen) und Corinna Budras (F.A.Z.) teilnehmen werden. Durch das Programm führt Meinhard Schmidt-Degenhard, politischer Journalist und TV-Moderator.

 

Hier geht es zur GHOSTPLAY Event-Webseite.

 

Programmdownload:

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